Was und warum ich schreibe

Ich schreibe biblisch orientierte Science-Fiction.

Ein ungewöhnliches Genre – jemand sagte mal zu mir: »X-World zu lesen, ist als wenn du ›Matrix‹ schaust und dabei die Bibel liest.«
Ich fühlte mich verstanden …
Das Problem ist nur, dass die Buchhändler nicht recht wissen, wohin sie mich stecken sollen: Christliche Romane? Fantasie? Science-Fiction? Am besten in alle drei Regale – das erhöht die Chance, gefunden und gelesen zu werden 😉

In X-World geht es darum, die biblische Heilsgeschichte (leicht verfremdet und gegen den Strich gebürstet) als Ereigniskette in einem Online-Computerspiel darzustellen. Sozusagen Gott als Programmierer. Erstaunlich, wie manche – gerade auch altbekannte – biblische Geschichten in einem neuen Licht erscheinen, wenn man sie durch diese Brille anschaut.

Derzeit arbeite ich an einem Roman über den Propheten Jonas. Er ist Bordseelsorger auf einem gewaltigen Raumschiff und lebt in einer Zeit, in der die Weltreligionen aus Sicherheitsgründen abgeschafft und verboten wurden. Übriggeblieben ist eine Patchworkreligion, die nur vage Allgemeinplätze kennt, aber die Funktion hat, das Bedürfnis der Menschen nach Spiritualität und Ritualen zu stillen.
Jonas, dem beigebracht wurde, dass der Glaube an einen personalen Gott ein überholtes Konzept vergangener Zeiten sei, ist völlig überfordert, als Gott eines Tages in sein Leben hineinspricht. Er hält sich für überarbeitet, weil er plötzlich Stimmen hört, nimmt Urlaub, um auf die Erde zurückzukehren und strandet auf einem Planeten im Sternbild Walfisch …

Darf man das? Darf man so mit der Bibel umgehen?
Ich hoffe doch 🙂 Schließlich halte ich es für ein Geschenk Gottes, diese Ideen zu bekommen und damit auch noch Leser zu begeistern. Und wenn das dazu führt, dass jemand neu über den Glauben nachdenkt und vielleicht sogar Gott persönlich begegnet (wie es mir in meiner Jugend ergangen ist) – dann Halleluja!

Manche gefallen sich darin, die Bibel als »Fantasybestseller« zu bezeichnen. Das ist ungefähr so sinnvoll, wie Beethovens Symphonien als eine Ansammlung von Tönen zu beschreiben.
Achtung, jetzt wird es theologisch (und ziemlich privat): So wie Jesus zugleich wahrer Mensch und wahrer Gott ist, so ist die Bibel zugleich Menschenwort und Gotteswort. Beides sind Seiten der einen Münze. Und wer nur auf eine der Seiten starrt, verliert das Ganze aus dem Blick.
Jesus war ein Mensch. Geboren von einer Frau (die Umstände seiner Entstehung lassen wir an dieser Stelle mal offen), aufgewachsen in der Provinz, gelernter Bauhandwerker, wahrscheinlich früh für die Ernährung seiner Mutter und Geschwister (!) verantwortlich. Er litt Hunger und Durst und es tat ihm weh, wenn er mit dem Hammer seinen Daumen traf. In der Blüte seines Lebens – etwa 33 Jahre alt – wurde er in einem skandalösen Prozess zum Tode verurteilt und auf bestialische Weise umgebracht.
Jesus war Gottes Sohn. Er existierte bereits vor Beginn der Schöpfung. Er ist die höchste Macht im Universum. Vor ihm werden sich einst alle Knie beugen, einschließlich der Wesen der unsichtbaren Welt. In seiner Zeit auf Erden vollbrachte er bemerkenswerte Wunder und gab Äußerungen von sich, über die heute noch dicke Bücher geschrieben werden.
Wenn Jesus von Gott erzählte, dann klappten den Menschen die Kinnladen herunter, denn er theoretisierte nicht herum, wie sie es von ihren Schriftgelehrten her kannten. Er erzählte von Zuhause. Seinen Tod hat er vorhergesehen – ebenso wie seine Auferstehung, die Gottes Siegel und Bestätigung ist dafür, dass er die Wahrheit gesagt hat.
Zwei Seiten einer Medaille.
Die Bibel ist ein Buch, das von Menschen verfasst wurde. Es gibt darin hanebüchene Fehler, Widersprüche, schreckliche Gewalt, Irrungen und Wirrungen. Wir finden in ihr Märchen und Sagen, Lieder und Gedichte, Geschichtsschreibung und Gesetzestexte, Briefe und prophetische Äußerungen.
Die Bibel ist das Wort Gottes. Durch sie möchte er Menschen erreichen und mit seiner Liebe bekannt machen. Durch sie stellt er sich ihnen vor und gibt ihnen Weisung für ihr Leben.
Zwei Seiten einer Medaille.

Jeder, der schreibt, weiß um die Notwendigkeit von Inspiration. Es gibt Tage, an denen die Texte einfach so fließen und Momente, in denen man um jedes einzelne Wort ringt. Die Bibel ist von Gott selbst inspiriert. Trotz aller menschlichen Unvollkommenheit der über 60 verschiedenen biblischen Autoren steckt etwas in ihren Texten, das größer ist als sie selbst und vermutlich von ihnen selbst nicht verstanden wurde. Zinzendorf soll gesagt haben, dass gerade die Unvollkommenheit der Bibel ihm Beweis ihrer Göttlichkeit sei. Wäre es bloß Menschenwerk, dann hätten die Menschen in ihrer Eitelkeit alles daran gesetzt, die Widersprüche auszumerzen.
Diese Gedanken sind das Produkt einer langen theologischen Ausbildung und meiner persönlichen Glaubensgeschichte.

Sind Sie noch da?
Weil ich mich viel mit der Bibel befasse – beruflich und privat – und weil ich gerne Romane lese und schreibe, fasziniert es mich, so wie viele andere Schriftsteller vor mir, die Geschichten der Bibel als Romanstoffe zu sehen und entsprechend weiter zu entwickeln.
Jesus erzählt das Gleichnis vom barmherzigen Samariter. Eine Geschichte, die er sich ausgedacht hat (sie beginnt mit »es war einmal …«), um seinen Zuhörern zu erklären, was Nächstenliebe bedeutet.
Wenn man sie mal genau betrachtet, bleiben viele Fragen übrig. Warum gingen der Priester und Levit vorüber? Was hat sie bewegt, was war ihre Vorgeschichte? Warum waren sie so in Eile?
Warum war der Samariter so großzügig und hilfsbereit? War er einfach ein guter Mensch? Hatte er eine Schuld abzutragen? War er ein getarnter Engel? Usw. Usw. Man könnte leicht einen ganzen Roman um diese Geschichte herumstricken (vielleicht mache ich das irgendwann noch mal 🙂 )
Kreative Formen der Bibelarbeit (Bibliolog und ähnliche) arbeiten mit solchen Fragen und erschließen so einen ganz neuen Zugang zur alterwürdigen Heiligen Schrift.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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