Der Mensch und das Jahr

Kürzlich wurde ich gefragt: Was ist das eigentlich mit dem Alter zwischen fünfzig und sechzig? Wie ist das einzuordnen? Man ist nicht mehr jung, aber alt auch noch nicht, was sagst du dazu?
Witzigerweise hatte ich kurz zuvor auf einem Spaziergang über das Thema nachgedacht und konnte mit einem Vergleich glänzen, der mir dabei in den Sinn gekommen war:
Das menschliche Leben lässt sich mit dem Lauf eines Jahres vergleichen. Durchschnittlich sieben Jahre kommen auf einen Monat. Am Anfang sind es deutlich weniger, denn dann läuft die subjektive Zeit sehr langsam, dafür kehrt sich gegen Ende der Effekt um.
Im Januar ruht die Natur und sammelt Kräfte für das heraufziehende Jahr. Der Säugling kann sich noch nicht selbst fortbewegen, er ist auf Versorgung angewiesen und schläft viel. Doch seine Entwicklung läuft auf Hochtouren.
Im Februar beginnt das Leben sich zu regen, wenn auch zuweilen verborgen unter einer Schneedecke. Der junge Mensch lernt laufen und sprechen, er fängt an, in immer größeren Kreisen die Welt zu entdecken.
Im März werden die Furchen gezogen und das Land wird bestellt. Kindergarten und Schule bereiten aufs Leben vor; Fertigkeiten werden eingeübt, die für das Kommende unabdingbar sind: Lesen, Schreiben, Rechnen, Sozialkompetenz und dergleichen mehr.
Der April macht was er will; wir erleben unvermittelte Wechsel zwischen Sonne, Regen, Gewitter und Schnee. Ähnlich geht es dem Menschen in der Pubertät.
Im Mai grünt und blüht es überall. Der Mensch ist volljährig und befindet sich in der Blüte seiner Kraft. Er verlässt sein Elternhaus und beginnt sich nach einem Partner umzusehen.
Die Sommermonate stehen für die Zeit des Aufbaus. Kinder werden geboren und aufgezogen, die Position im Beruf ausgebaut.
Die oben erwähnte Zeit der fünfziger und sechziger Jahre entsprechen den Monaten August und September. Es ist die Zeit der Ernte. Früchte sind herangereift und werden eingebracht. Man schaut in Dankbarkeit zurück.
Der goldene Oktober, die Zeit des Ruhestands, beginnt und die jungen Alten gehen unternehmungslustig auf Reisen.
Schon bald wird es November, die Bäume haben ihre Blätter verloren, es wird kalt und regnerisch und man ist lieber zuhause als unterwegs.
Der Dezember schließlich steht für die Hochbetagten. Die Tage sind dunkel und kurz, die Natur geht zur Ruhe – doch wir Menschen feiern den Advent und gehen auf das Licht Gottes zu.

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